Nach dem Überleben kommt das Trauma?

Umgang mit Gewalt Situationen

Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Trainer den Umgang mit Gewalt unterrichten. Ich glaube, es ist hier viel Nachholbedarf in Punkto Realitätsverständnis.

Wenn du mit einem Messer angriffen wirst, wirst du mindestens geschnitten werden.

Wenn du mit einer Pistole bedroht wirst, ist die Gefahr groß, erschossen zu werden.

Und wenn du dich in einem Faustkampf befindest, wirst auch du getroffen werden. Besonders dann, wenn es mehrere Beteiligte gibt.

Die Schmerzen und die Kenntnis, daß man verletzt worden ist, kommen meist erst hinterher. Das sind aber nur die unmittelbaren, potentiellen Probleme, die Gewalt mit sich bringen. Daher ist die Fähigkeit, jemanden adäquat erst versorgen zu können auch essentiell.

Vielmehr sind aber die langfristigen Folgen einer körperlichen Auseinandersetzung. Und es ist dabei egal, wie gut man aus der Situation herausgekommen ist.
Gewalt verändert einen emotional und hat direkte emotionale Folgen auf das weitere Leben.

Gewalt wirkt sich auf alle emotional aus.

Ich habe als Psychiatriepfleger einer geschlossenen Abteilung in 15 Jahren viele gewalttätige Situationen erlebt, in denen es auch um meine Gesundheit ging.

Ich behaupte nicht, traumatisiert zu sein, aber ich berücksichtige diese Ereignisse und Erlebnisse in meinem heutigen Leben. Aggressionen und Gewalt verändern einen und haben auch mich verändert.

Ich kenne eine Menge Menschen, die etwas schlimmes erlebt haben. Oftmals ist es sogar gut ausgegangen, aber die Situation läßt sie nicht mehr los.
Sei es, daß sie alles richtig gemacht haben und den Forderungen des Aggressors nachgekommen sind (Geld übergeben, Handy weg) oder daß sie einen Fehler gemacht haben und ihre Aufmerksamkeit nicht präsent war, so daß sie in einen Hinterhalt geraten sind. Zum Glück ist auch hier wenig passiert.

Im ersten Fall, stellen sich Menschen dann die Frage, ob es nicht richtiger gewesen wäre, den Aggressor zu attackieren. Gerade Männer fragen sich das dann. Es nagt an ihrem Stolz, daß es so einfach gewesen war, sie „abzuziehen“.


Wenn man sich in Ruhe mit der Realität auseinander setzt und seinen verletzten Stolz beiseite schiebt, dann wird man mit sich selbst einig, daß es besser war, kampflos das Geld zu übergeben. Das ist die rationale Sicht der Dinge.

Glaub mir, ich war selbst schon in so einer Situation. Die inneren Zwiegespräche nerven gewaltig und die innere Stimme ist mächtig. Emotionen sind ein unheimliches Werkzeug und können einen wirklich zusetzen. Da kann der Verstand ständig sagen, daß es richtig war. Der Krieger in uns, meint etwas anderes. Du mußt dann deinen Verstand dazu bringen, wieder die Oberhand zu gewinnen.

Ich beende meine inneren Zwiegespräche immer mit einem entschiedenen „Schluß jetzt!“ und damit ist mein rationaler Verstand wieder am Zug. Ich habe es so gelernt. Es ist mein Weg aus diesen Situationen.

Trauma

Trauma baut sich auf, wenn du in Situationen mit extremen Stress gerätst und keine effektive Kontrolle mehr über diese Situation hast. Du hast auf einmal keine Optionen mehr übrig und du bist auf nur eine Möglichkeit beschränkt, so z.B. Kindern, die sexuell angegriffen wurden und somit einer hochemotionalen Stresssituation/-Erfahrung ausgesetzt waren, aus der es kein Entkommen gab, außer, daß man die Situation erträgt und durchlebt.

Wenn Du dein Handy mit nervösen Händen an deinen Aggressor übergibst, weil du keine andere Möglichkeit hast und es auch nicht gelernt hast, in diesen Situationen ruhiger zu bleiben, kann das ein gewisses Maß an Trauma auslösen. Egal wie sehr du es später rationalisierst. Es bleiben Narben zurück.

Zu viel Menschen, die Gewalt und Aggressionen erfahren haben, können nicht loslassen. Unsere Emotionen haben uns immer im Griff. Sie sind der Fahrer unseres Lebens. Rationalisiertes Denken fährt nur als Beifahrer mit.

Und wenn Du nicht gelernt hast, mit diesen inneren Konflikten umzugehen, dann wirst du dauerhaft traumatisiert sein,

Loslassen

Wenn jemand weitermachen und loslassen kann, ist es ein Zeichen, daß er wieder die Kontrolle hat. Er hat auf einmal wieder eine Wahlmöglichkeit und ist nicht festgelegt auf das Trauma an sich.

Sobald du wieder Optionen hast, verschwindet das Trauma bzw. wird in den Hintergrund gedrängt und als Erfahrung abgespeichert.

Ich glaube, daß jeder Mensch so etwas lernen kann. Es ist in unserem Überleben fest mit integriert. Sich Optionen schaffen ist essentiell im Leben. Man muß es nach einem schlimmen Ereignis nur wieder lernen bzw. daran erinnert werden.

Emotionen sind mächtig, in die eine und in die andere Richtung. Sie sind Wegbereiter und Zerstörer.

Wichtig ist, daß du das weißt und für dich einen Weg findest, diese mächtige Eigenschaft zu nutzen.

Schaffe Optionen nach dem überleben.


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