Kontolliere deinen Raum – Re-aktiver und pro-aktiver Block

In diesem kurzen Artikel geht es um die Kontrolle deines eigenen Raumes in Konfliktsituationen. Dies wird oftmals vernachlässigt. Wir lassen Menschen, die deutliche Aggressionen zeigen viel zu dicht an uns heran. Das hat in der Regel mit Unsicherheit, Zweifel (mir wird schon nichts passieren), aber auch Überheblichkeit, Ego-Verhalten, Dominanz etc. zu tun.

Um Menschen auf Distanz zu halten kann man u.a. unterschiedliche Haltungen anwenden, sog. Blocks.

Viele Menschen glauben immer, daß ein Block nur eine Antwort auf einen Angriff ist, also eine Reaktion auf eine Aktion. Dem ist aber nicht so.

Blocks können durchaus auch pro-aktiv sein. Allerdings muß man hier ein wenig mehr über das Wesen eines Angriffes kennen und die Zeichen richtig deuten können, wann ein Angriff bevorsteht.

Kontolliere deinen Raum - Re-aktiver und pro-aktiver Block

Natürlich gibt es auch Zeiten, in denen ein Angriff vollkommen überraschend daher kommt und man nichts anderes tun kann, als zu re-agieren.

Diese Situationen sollten aber eigentlich der Minderheit angehören, wenn man seine Achtsamkeit behält und sich aus potentiell gefährlichen Gebieten/Situationen heraushält.

Die meisten sozial bedingten Situationen finden 1:1 statt, also Face-to-Face, und sie haben im Vorfeld eine Fülle an Warnzeichen, wann ein Angriff bevorsteht.

Zwei wichtigen Merkmalen wollen wir uns heute einmal widmen, um die Vorzüge eines pro-aktiven Blocks zu erkennen. Denn wenn ich auf einen Angriff vorbereitet bin, erhöht es meine Chancen enorm, besser aus dieser Situation herauszukommen.

1.Hinweis – Gewichtsverlagerung

Ein klarer Hinweis, daß ein Angriff bevorsteht ist, wenn der Aggressor sein Gewicht verlagert. In der Regel verlagert man nämlich sein Gewicht auf das hintere Bein, um so mehr Kraft für den Schlag zu generieren.
Boxer sind hier ziemlich gut darin dies zu verschleiern, um ihren Gegner nicht zu verraten, was als nächstes passiert.
Aber der un-trainierte Kämpfer kann das in der Regel nicht. Er wird sich auf das hintere Bein stützen.

Das bedeutet, wenn sich die Bein/Fuß Position verändert und ein Bein nach hinten geht, der Aggressor also sein Gewicht verlagert, dann steht mit absoluter Wahrscheinlichkeit ein Angriff bzw. Schlag bevor.

Wenn Du jetzt noch nicht deine Hände und Arme oben hast, ist es in der Regel zu spät.

Hast du deine Hände aber oben (und das solltest du so oder so in so einer Situation), ist der Gegner gezwungen von der einfachen Geraden (schnell, effektiv, überraschend) auf einen Hook (längerer Weg, besser zu blocken) umzuschwenken. Dein pro-aktiver Block hat schon jetzt schlimmeres verhindert, so daß du besser reagieren kannst.

Dieser Block muß nicht aggressiv und herausfordernd gesetzt sein. Es reicht, wenn du deine Hände offen und die Arme vor deinem Körper hast. Baue so Distanz auf und schütze dich vor einem Frontalangriff.

Die Arm- und Handhaltung ist hier aber entscheidend. Kontrolliere deinen Raum.

Stell Dir vor, du stehst mit erhobenen Armen und zu Fäusten geballten Händen vor jemanden. Natürlich bist du gerade im Stress und dein Gesicht drückt das auch aus, weil derjenige dich gerade anschreit und aggressiv ist.
Was signalisierst du dem Aggressor?

Hab die Arme erhoben vor der Brust. Sie sind leicht gebeugt. Die Hände sind offen, Finger zeigen in Richtung Aggressor. So schaffst du zum einen Distanz zum Aggressor und gestikulierst beruhigend in seine Richtung und zum anderen ist der Block schon gesetzt. Du de-eskalierst und bist bereit für einen Angriff zur selben Zeit.

Sollte jetzt die De-Eskalation scheitern, ist der Aggressor jetzt als Angreifer gezwungen den Umweg über einen Hook zu machen oder mit einem initialen Frontkick zu beginnen.

In beiden Fällen sind deine Chancen aber gestiegen im Vergleich zu einer schnellen und unbarmherzigen Geraden, die nur äußerst schwer bis gar nicht zu blocken ist.

2. Hinweis – Schweigen und Wegschauen

Einer der wohl deutlichsten Hinweise, daß ein Angriff bevorsteht ist, wenn der Aggressor auf einmal wegschaut bzw. sich auch wegdreht. Wenn dann noch Schweigen dazu gekommen ist (muß aber nicht sein!), kannst du dir sicher sein, daß ein Angriff kurz bevor steht. Kommt jetzt noch das Zurücktreten also die Gewichtsverlagerung hinzu, kann ich dir fast eine Garantie darauf geben, daß es eine Eskalation geben wird.

Dem Wegschauen steht oft noch ein konzentriertes, direktes Anstarren voran. Das allein kann schon ein subtiles Zeichen sein, daß die Situation aus dem Ruder läuft. Hier ist in Bezug von Achtsamkeit, Alarmstufe Rot einzuläuten.

Wenn der Aggressor inmitten des verbalen Schlagabtausches begonnen hat zu schweigen, wechselt er in den Fight or Flight Modus. (kämpfen oder flüchten).

In seinem Kopf spielt er Szenarien durch, um zu entscheiden, was er als nächstes tun wird. Die Zeit zu reden ist aber definitiv vorbei.

Starrt er dich davor noch an, fixiert er damit unbewußt sein Ziel.

Du solltest ab hier beginnen, deinen Kopf zu bewegen. Nimm eventuell eine leichte Körperbewegung hinzu. Das irritiert das Gehirn deines Gegenübers in Hinblick auf sein Ziel. Ein flexibles, bewegendes Ziel ist schwerer zu treffen, als ein festes.

Warum dreht der Aggressor jetzt aber seinen Kopf weg?

Das hat mehrere Gründe, die alle zum großen Teil unbewußt ablaufen.

Mit dem Wegdrehen des Kopfes signalisieren wir Desinteresse. Wir wollen unserem Gegenüber sagen, daß es uns nicht mehr interessiert, was hier gerade abgeht.

In unserem Fall hier sollen wir uns entspannen, um so ein leichteres Angriffsobjekt abzugeben. Wir sollen denken, daß sich die Situation entspannt. Und unsere Achtsamkeit soll herabgesenkt werden.

Das Wegdrehen kann aber auch bedeuten, daß der Aggressor seine Umgebung checkt.

Gibt es Zeugen oder Mitstreiter? Wir ist die Lage? Lichtverhältnisse? Habe ich Platz für einen Angriff?

Es sind taktische Abwägungen, die in unserem Gehirn ablaufen und entscheiden, ob wir uns als Aggressor für den Kampf oder die Flucht entscheiden.
Hat sich der Aggressor jetzt für den Angriff entschieden, kommt ein kurzer Moment der Stille, die Gewichtsverlagerung nach hinten und dann folgt der initiale Schlag oder Tritt.

In den meisten Fällen ist es aber ein Schlag. Die Entfernung reicht meistens für einen Tritt nicht komplett aus. Sie ist zu kurz. Außerdem fühlen sich gerade Männer „männlicher“, wenn sie zuschlagen dürfen.

Fazit

Den meisten sozialen Übergriffen gehen verbale Schlagabtausche vorraus. Wir haben dadurch wesentlich mehr Gestaltungsräume als bei einem Überraschungsangriff.

Eines der Gestaltungsräume ist es neben der De-Eskalation sich präventiv auf einen Angriff vorzubereiten, indem wir pro-aktiv einen Block setzen.

Es ist immer besser, vorbereitet und achtsam zu sein, als re-aktiv handeln zu müssen.

Der Vorteil eines pro-aktiven Blocks ist also immer einem re-aktiven Blocks vorzuziehen.

Der Vorteil des pro-aktiven Blockis besteht darin, dass wir ihn uns so einrichten können, dass wir viel früher angreifen, als wenn Sie re-aktiv blocken, also z.B. versuchen, gleichzeitig effektiv zu blocken, uns zu bewegen und zuzuschlagen. Das ist quasi unmöglich und nur in einer Trainingsumgebung realisierbar.

Und ja, es ist auch gleichzeitig fast unmöglich eine reale Situation so nachzustellen.

In den meisten Fällen, in denen Du re-aktiv blockst, ist dein Instinkt defensiv. Wenn Du dich vorbereiten kannst, indem du die Indikatoren verstehst bzw. vorhersagen kannst, kannst du sie identifizieren oder entsprechen darauf eingehen und handeln.