Bist Du automatisch das Opfer, wenn du vom Täter ausgewählt wurdest?

Eine der Phase, die Verbrecher nutzen, wenn sie nach Opfern suchen, ist die Überwachungsphase.
Sie kann teilweise Tage bis Monate dauern, wenn z.B. Einbrecher ein bestimmtes Gebäude beobachten, um festzustellen, in welcher Zeit es leer steht, wann z.B. die gewünschten Waren dort lagern etc.

Die Überwachungsphase kann aber auch nur weniger Zeit in Anspruch nehmen, wenn Bekannte/Freunde sich ihr Opfer für einen sexuellen Übergriff aussuchen oder auch nur Minuten bzw. Sekunden, wenn es um einen ordinären Strassenraub geht.

Die Frage ist jetzt, ob man, ist erst einmal die Wahl auf uns als zukünftiges Opfer gefallen, immernoch in der Lage, die Situation zu drehen?

Bist Du automatisch das Opfer, wenn du vom Täter ausgewählt wurdest?

Die kurze Antwort ist ja. Die lange folgt nun.

Opfer sein?

Selbst nachdem man als Opfer ausgesucht wurde, kann man in gewisser Weise mit dem Täter „kommunizieren“, um zu demonstrieren, daß man ein schwieriges Ziel ist.
So können Einbrecher, die ein Gebäude beobachten und feststellen, daß jeden Tag Luxusgüter ein- und ausgefahren werden, ihr Vorhaben in das Gebäude einzubrechen abbrechen, wenn sie feststellen, daß das Gebäude Tag und Nacht besetzt ist. Es steht niemals leer.

Ein Hund (oder mehrere) können ebenso dabei helfen. Dabei muß es nicht immer der Schäferhund auf Steroiden sein, der Einbrecher zum Frühstück verspeist. Fast jeder Hund kommt in Frage.

Aber selbst wenn wir unterwegs sind und der Meinung sind, wir werden beobachtet, ist es sinnvoll zu kommunizieren, daß wir ein schwieriges Ziel sind.
Dabei ist es wichtig, zu erkennen, wir wir uns gerade präsentieren. Über die Art und Weise, wie Täter ihre Opfer aussuchen (Gang/Kopfhaltung/Motorik) habe ich bereits geschrieben.

Es ist hier festzuhalten, daß jeder von uns diese Merkmale zeigen kann, wir also per se alle zu einem Opfertyp werden können und es kein „typisches“ Opfer gibt. Wir sind abhängig von unseren Emotionen. Sie steuern unser Verhalten, unsere Haltung und unsere Kommunikation.

Wer glaubt ein rational denkender Mensch zu sein, hat es nicht begriffen. Die Rationalität ist nur der Beifahrer. Das Steuer hält die überaus charmante Emotionalität.

Auch müssen wir erkennen, daß wir niemals zu 100% komplett „da“ sind. Wir haben immer irgendein Problem zu bewältigen, daß uns emotional beschäftigt. Mal mehr, mal weniger.

Wenn wir also einen der Tage haben, an dem wir nach außen hin demonstrieren, daß wir emotional eingebunden sind (geschieht unbewußt) und wir bemerken, daß wir beobachtet werden, sollten wir unsere Haltung ändern.

Wir sollten uns umsehen, um unsere Umgebung zu checken. Das verändert sofort unsere Haltung (Körper/Kopf/Muskelspannung).

Dabei geht es nicht um diese Schmittchen-Schleicher Spion gegen Spion Geschichte, wo man vielleicht in der Reflexion von Glasscheiben versucht, daß Geschehen hinter einem zu erkennen.

Es geht um offensives umsehen. Man sollte sich also einen Überblick verschaffen.

Kann man den-/diejenige(n) erkennen, die einen beobachtet, nimmt man Blickkontakt auf und wendet sich dann ab.

Das bedeutet jetzt nicht, daß man eine Angriffsphase abgewendet hat, aber es verzögert sie und setzt einen ersten Zweifel beim Täter ein. Es ist ihm/ihr bewußt, daß man kein leichtes Opfer mehr wird, weil man gewarnt ist.

Für einen selbst, ist es jetzt wichtig, wie man sich aus der Situation herausbewegt.

Vermeiden sollte man Strassen/Situationen, die einen verlangsamen, also eine sich verjüngene Strasse beispielsweise.

Auch sollte man nicht aus der Situation fliehen, sondern sich gezielt in belebtere Gebiete zurückziehen. Belebt heißt zum einen mehr Menschen und/oder auch offensichtlich kameraüberwacht, wie in Geschäften.

Wenn man an unbekannten Orten ist (Tourismus), kann man sich rückwärts seines Weges orientieren, sich also an bekannten Ankerpunkten rückwärts zu seinem Ausgangspunkt orientieren, wenn z.B. dort das Hotel ist oder der Mietwagen steht.

Im Großen und Ganzen wird von Täterseite von einer Verfolgung abgesehen, da der Überraschungsmoment weg ist, sobald man a)seine Haltung ändert und b) sich aus der Situation entfernt.

Eine Verfolgung macht hier nur Sinn, wenn mit einer garantiert hohen Beute zu rechnen ist, ansonsten, wird einfach ein neues Opfer gesucht und die Mühe gescheut, da genug „Material“ zur Verfügung stehen.