Situative Selbstverteidigung – 5 Punkte, warum es wichtig ist, sich anzupassen

Wir als Gesellschaft wollen heute lieber Antworten vorgesetzt bekommen, als selbst die Lösung zu suchen und zu lernen.

Im Falle unserer eigenen Sicherheit und Selbstverteidigung ist es genau so. Wir befolgen lieber eine Liste an Regeln, die sich irgendjemand ausgedacht hat (und die wir ignorieren, wenn sie zu unbequem sind) oder nutzen unseren „gesunden Menschenverstand“, um unsere eigenen Regeln zu erfinden.

Warum das Ganze aber nicht funktioniert, liegt an folgenden fünf Tatsachen:

  1. unsere Regeln basieren auf Situationen, die nicht realistisch sind
  2. unsere Regeln, die für eine bestimmte Situation erdacht wurden, können mit einer anderen Regel in Konflikt geraten
  3. kriminelle Individuen kennen unsere Regeln und finden ihre Lösung, sie zu umgehen
  4. unsere Regeln, können uns Glauben machen, dass wir in Sicherheit sind und uns übersehen lassen, dass wir einer Gefahr gegenüber stehen
  5. wir halten uns nicht an Regeln, die wir uns selbst aufgestellt haben.

Im Grunde genommen haben wir uns als Individuen so weit von Gefahren entfernt, dass wir eine solche gar nicht mehr erkennen, wenn sie vor uns liegt. Wir wollen uns mit Regeln schützen und erkennen nicht, dass die Realität eine andere ist. 

So wollen wir uns z.B. vor einem Raubüberfall in einer leeren Gasse schützen oder vor einer Vergewaltigung in einem einsamen Park in der Nacht.

Aber um wirksame Selbstschutzstrategien zu entwickeln, müssen wir damit beginnen, die situationsbedingten Komponenten von Gewalt zu verstehen und zu begreifen, wie diese unsere Risikobewertung und unsere Reaktionen auf Gewalt beeinflussen werden.

Wie kann man gefährliche Situationen vorherrsagen? Was ist Selbstverteidigung?

Um zu verstehen, wie gefährliche Situationen vorhergesagt und/oder vermieden werden können, müssen wir fünf situationsbedingte Komponenten verstehen können:

  1. der Standort und seine Umgebung
  2. die Beziehung zum Angreifer
  3. das Motiv des Angreifers
  4. psychischer Zustand des Angreifers und unseren (!)
  5. dritte Personen beim Angreifer und bei dir

zu 1 und 2:

Beziehung und Standort sind zwei eng miteinander verwobene Komponenten. Wir übersehen immer leicht, dass Gewalt oftmals von Menschen ausgeht, die wir kennen. Gerade gegenüber Frauen wird diese Komponente offensichtlich. 

Es sind Freunde, Bekannte, Verwandte, Arbeitskollegen etc. von denen ein Übergriff ausgeht, was es wiederum wahrscheinlich macht, dass dieser Übergriff an einem vertrauten Ort stattfindet, wie die eigene Wohnung/Haus o.ä.

Handelt es sich bei einem Angriff um einen Fremden, findet die Attacke meist an öffentlichen Plätzen statt. Sie sind dann auf den Täter angepasste Räume, in den das Opfer hineingezogen wird. Mit anderen Worten, der Ort wurde vorher vom Täter ausgesucht, weil er bestmögliche Voraussetzungen mitbringt.

zu 3:

Wenn wir das Motiv des Täters kennen, können wir besser einschätzen, ob es zu einer Gewalteskalation kommen wird. Ich versuche mich immer erst einmal daran zu orientieren, ob der Täter personenbezogen oder objektbezogen ist.

Wenn es sich um ein Objekt bezogene Tat handelt, ist es sinnvoll, das gewünschte Objekt (Handy, Portemonnaie etc.) auszuhändigen, um eine folgende personenbezogene Tat zu vermeiden, d.h. das Aushändigen unseres Handys verhindert einen heftigen Angriff auf uns, was gut ist für unsere Gesundheit.

Auch ist es wichtig zu erkennen, ob ein Täter interaktiv ist oder nicht.

Bei einem Raubüberfall, wie oben angedeutet, ist der Täter interaktiv. Man kann mit ihm sprechen. Die Tat an sich, ist zwar objektbezogen, aber sie ist interaktiv.

Einbrecher hingegen sind nicht interaktiv. Sie wollen keinen Kontakt zu anderen Menschen, weshalb Einbrüche meistens auch tagsüber stattfinden, weil dann keiner zu Hause ist.

Jemand, der uns überwältigen will, um uns zu vergewaltigen, ist personenbezogen. Er hat den Angriff auf uns bereits geplant und will uns Gewalt antun.

zu 4:

Unser Gemütszustand und unsere Wahrnehmung kann zwei Formen annehmen: 

Akzeptieren oder leugnen wir die Möglichkeit, angegriffen zu werden?

Wenn wir uns in einem Zustand der Verleugnung befinden und glauben, niemals Opfer von Gewalt zu werden, sind wir in einer Art Schockzustand und in unserem Handeln eingefroren, als wenn wir akzeptieren, dass wir jederzeit in irgendeiner Form mit Gewalt in Berührung kommen können.

Wenn wir glauben, unser gesunder Menschenverstand kann uns vor oder bei einem Angriff schützen, werden wir eine große Menge an Zeit während des Angriffs damit verbringen, uns zu fragen, warum wir gerade angegriffen werden.

Wenn unsere Wahrnehmung aber so gut ist, dass wir vielleicht kurz vor dem Angriff, die Zeit finden uns richtig zu positionieren, die Hände hochzureißen oder vielleicht eine improvisierte Waffe oder einen Schutz (z.B. Rucksack, Tasche etc.) zu ergattern, ist es daran geschuldet, dass wir uns bewusst sind, jederzeit ein Teil von Gewalt zu werden.

zu 5:

Was passiert aber, wenn du z.B. deine 9-jährige Tochter dabei hast und der Täter bedroht sie anstatt dich? Bist du in der Lage die Situation zu bewältigen? Kannst du deiner Tochter auch hinterher erklären, was da passiert ist, damit sie nicht ein Leben lang traumatisiert durchs Leben geht?

Oder auch umgekehrt: der Täter ist nicht allein, sondern hat Komplizen. Vielleicht halten sie sich auch noch im Hintergrund und sind nicht offensichtlich.

Ego oder Überleben?

Wir kämpfen aus zweierlei Gründen: Ego oder überleben.

Wir sollten uns von der Ego-Variante entfernen und sie ad acta legen.

Das Verständnis von Gewalt aus einer situativen Perspektive ermöglicht uns eine realistische Risikoeinschätzung der Situationen, mit denen wir konfrontiert werden könnten, und die Entwicklung wirksamer und angemessener Lösungen für den Umgang mit ihnen.

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Selbstverteidigungsunterricht und Krav Maga Training sind aus meiner Sicht essentiell. Der Mensch muß in der Lage sein, sich psychisch und physisch zur Wehr zu setzen. 

Nun sind solche Prozesse immer eine Entwicklung, die mitunter lange dauert. In meinen 2 Tage dauernden Seminaren, sollen Sie deshalb zum einen eine Idee bekommen, wie sich sich in Zukunft in ihrem Leben bewegen können und sollten und zum anderen, Konzepte und Prinzipien lernen, die Ihnen helfen werden, Gefahren schon im Vorfeld zu erkennen und zu umgehen bzw. in einer Konfrontation sich besser behaupten zu können.

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