Der Weg der Faust

Die Faust ist das Sinnbild von Stärke. So wird es jedenfalls vermarktet, und es hat sich in den Köpfen der Menschen auch so festgebrannt.

Schon von Geburt an können wir eine Faust machen und trommeln gerne wild mit der „Hammerfaust“ auf alle erdenklichen Gegenstände.

Faustschläge im KRAV MAGA und Selbstverteidigung
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Im Sport lernen wir über das Boxen, welch Kraftentfaltung aus dem Körper generiert durch die Faust fließen kann, wenn richtig platziert

Und Attacken auf der Strasse beantworten wir auch gerne mit der erhobenen Faust.

Im Krav Maga gehören Faustschläge zum Repertoire: Gerade, Cross, Upper-Cut, Haymaker, Hook, Hammerfaust…es gibt eine Menge Faustschläge.

Und dennoch bin ich der Meinung, daß Faustschläge überbewertet sind und, viel schlimmer, ein hohes Verletzungsrisiko bergen.

Bis auf die Hammerfaust, die wir natürlich können, sind alle anderen Faustschläge nicht von Natur aus „da“. Faustschläge sind technische Schlagelemente, die man unter Stress richtig platzieren muß, damit sie effektiv sind.

Das Problem daran ist, daß die meisten von uns nicht technisch und psychisch so versiert sind, daß sie das könnten. Das jemand im Eifer des Gefechts daneben schlägt oder nicht richtig trifft ist riesengroß.

Zudem kommt bei untrainierten Personen hinzu, daß sie den Aufprall unterschätzen. Das Handgelenk kann wegknicken bzw. man kommt in einem so ungünstigen Winkel auf, das das Handgelenk verletzt wird.

Und wir wollen unter keinen Umständen unsere Arme aus dem Spiel nehmen müssen, wenn wir angegriffen werden.

Auch tritt bei einigen wegen des Aufprall eine Fraktur des Mittelhandknochens zutage, die genauso verheerende Probleme machen wird, wenn wir unsere Hände eigentlich brauchen.

In meinen Augen besser ist entweder die offene Hand oder gleich der gesamte Unterarm.

Hier ist die Trefferquote wesentlich höher, der entstandene Schmerz beim Gegner wird sicher eintreten, und es sind grobe, natürliche Bewegungen, die uns nicht viel Technik abverlangen.

Selbstverteidigung - Interview Stance Krav Maga
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Zudem kommt im Interview Stance die offenen Hände als internationales Zeichen von „Stop!“ eh zu tragen, so daß sie zugleich de-eskalativ und eskalativ verwendet werden können, d.h. ich kann im Falle eines Agriffes, obwohl ich vorher im Interview Stance bin und versucht habe, den Aggressor auf Abstand zu halten, sofort losschlagen. Ich muß keine Faust mehr machen, ausholen etc. Meine Hände sind schon auf der richtigen Höhe und dort, wo ich sie haben will.

Und da wir unseren Intialschlag immer so effektiv wie möglich halten, d.h. eine der drei vulnerablen Stelle am Körper treffen wollen, um Schmerzen auszulösen, sind offene Hände wie gemacht dafür.

CAVE! Im Vorfeld sind sie, wie bereits erwähnt, international als „Stop!“ zu halten (Handflächen gerade aus, Finger zeigen im ca 45Grad Winkel nach vorne oben, Arme sind gestreckt mit leichter Ellbogenbeuge). De-Eskalation ist immer ein wichtiger Schritt, um die körperliche Attacke zu vermeiden, wenn Prävention nicht funktioniert hat.

Das Verletzungsrisiko ist beim Einsatz von offenen Händen und Unterarm geradezu gleich Null und der Schlag ist mitunter wesentlich kräftiger, als mit der Faust, weil mehr Fläche getroffen wird und auch (ziemlich) sicher voll getroffen wird.

Deshalb wende ich mich immer mehr von Faustschlägen ab. Einzig die Hammerfaust nutze ich, da sie angeboren ist und nicht antrainiert werden muß.